Was ist der Architekturnovember?

Zum achten Mal findet in diesem Jahr das vom BDA Baden-Württemberg initiierte landesweite Festival Architekturnovember statt, ein Format für Architekturdiskurs und -vermittlung. Architektur ist öffentlich und die Gestaltung unserer Lebensräume relevant. Umso mehr möchten wir die Öffentlichkeit ansprechen. Im Bündnis mit Hochschulen, Architekturgalerien, Vereinen, regionalen BDA Gruppen und informellen Initiativen entsteht ein dichtes Programm, welches alle anspricht, sich mit Stadt, Raum und der gebauten Umwelt auseinanderzusetzen. Die Formate reichen von Vernissagen, Vorträgen, Diskussionen, Aktionen bis hin zu Online-Veranstaltungen und Buchpräsentationen. Der Gedanke des Austauschs und der Vernetzung ist dabei zentral, ob in Lörrach, Tübingen, Stuttgart, Karlsruhe oder Biberach: Überall ist Baukultur! Wir freuen uns auf zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten.

Gestaltungsräume der Zukunft

»Architektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen und Stadtplaner arbeiten kreativ und gestalterisch. Gute Gestaltung wird dabei zu einem sinnlich wahrnehmbaren Ausdruck für das neue Verantwortungsgefühl, das die Bauten sichtbar vertreten. Den Zukunftsglauben an eine nachhaltige Entwicklung können wir stärken, indem wir zeigen, dass durch kreatives Unterlassen und Reduzieren neue Lebenswelten entstehen. Ein konzeptionelles Weiterdenken des bereits Vorhandenen in unseren Städten und Regionen wird dann zu einem wichtigen Teil des gesellschaftlichen Narrativs, das nicht moralisiert, sondern den Gewinn der ökologischen Wende betont. Dafür müssen wir die Chancen neuer Tätigkeitsfelder aufnehmen und uns komplexeren Prozessen stellen.« (Zitat Haus der Erde BDA)

Gesellschaften wie Individuen benötigen Raum, sich entfalten zu können. In der Architektur war bisher die gängige Antwort auf notwendige Veränderung Abbruch und Neubau. Bisweilen ein wohltuender Befreiungsschlag, können wir uns diese Praxis in einem solchen Ausmaß nicht mehr leisten. Immer mehr stellt sich die Frage, wie unsere Handlungsspielräume zukünftig aussehen: Werden sie eingeengt oder ergeben sich neue Felder? Welche Chancen stecken im Umgang mit fertigen, aber ungenutzten Räumen? Auch im Neubau haben sich Paradigmen verschoben. Der Umgang mit Vorhandenem, die Suche nach biobasierten Materialien oder die Entwicklung kreislauffähiger Konstruktionen beflügeln die Ideen und Debatten. Nicht alles wird sich als tragfähig erweisen, aber wir leben in einer spannenden Zeit des Umbruchs. Diesen zu feiern statt ihn zu betrauern macht mehr Spaß als die Klage. Deswegen begeben wir uns mit dem Architekturnovember auf die Suche nach den Gestaltungsräumen der Zukunft.

Gebäudebestand: Last oder Lust?

Über den Erhalt historischer Altstadtbauten besteht Konsens. Doch wie umgehen mit Wohnungen der Wiederaufbauzeit, deren Substanz nicht den Anforderungen der aktuellen Bauordnungen entspricht, mit Verwaltungsbauten der 1970ger, schadstoffbelastet und schlecht gedämmt oder mit leerstehenden Ladenflächen, die nicht mehr rentabel scheinen? In der Praxis werden ausrangierte Gebäude oft abgerissen und durch Neubauten ersetzt, obwohl die Um- und Weiternutzung einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten könnte. 55% des gesamten deutschen Abfalls entfallen auf die Baubranche. 8 % der Treibhausgas-Emissionen gehen auf die Herstellung und Entsorgung von Baumaterial zurück. Die Zahlen verdeutlichen, dass ein neuer Umgang auch mit als hässlich empfundenen Gebäuden gefunden werden sollte. In der Schwabenbräu-Passage, die heute kreativen und sozialen Initiativen zur Verfügung steht, deren Abriss jedoch geplant ist, suchen wir nach neuen Handlungsräumen. Wir freuen uns auf Sascha Bauer, Studio Crossscale, Stuttgart, MDgt. Prof. Kai Fischer, Abteilung Vermögen und Hochbau, Ministerium für Finanzen und Prof Axel Humbert, BHSF Architekten, Zürich und Dozent am Institut Architektur der FHNW, Basel. Im Anschluss findet die Preisverleihung der Hugo-Häring-Auszeichnung 2023 BDA Stuttgart – Mittlerer Neckar mit anschließender Party im Club Sunny High statt.

Liza Heilmeyer, Freie Architektin BDA, Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA Baden-Württemberg

Mein Dank gilt an dieser Stelle allen, die tatkräftig mitwirken.

 

Wer veranstaltet mit?

Der diesjährige Architekturnovember wird getragen von langjährigen Partner:innen sowie neuen Vereinen und Intuitionen. Besonders begrüßen wir WECHSELZEIT, die Initiative junger Architekt:innen, die ein neues Veranstaltungsformat im Wechselraum vorstellen. Ferner sind beteiligt die Heilbronner Architekturgespräche, die Tübinger Reihe Architektur Heute, der Waldhuter Architektur Apéro, der Baden-Badener Architekturdialog, das Architekturforum Freiburg sowie die Evangelische Akademie Bad Boll mit den Impulsen für die IBA’27. In Biberach beteiligen sich die HBC Hochschule für Angewandte Wissenschaften und das Museum Biberach. In Karlsruhe tragen das Karlsruher Institut für Technologie KIT, das Architekturschaufenster Karlsruhe und der BDA mit zahlreichen Programmpunkten bei. In Stuttgart findet erneut statt die November Reihe der Universität, die Punkt 7 Reihe der Hochschule für Technik sowie weitere Vorträge und Events der Architekturgalerie am Weißenhof, der Raumgalerie, des Lehrstuhls für Stadtplanung und Entwerfen der Universität Stuttgart, sowie des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA. Zudem finden in vielen BDA Kreisgruppen die Preisverleihungen der Hugo-Häring-Auszeichnung 2023 und weitere Vorträge und Ausstellungen statt.

Was ist der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA?

Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA ist ein Zusammenschluss freiberuflich tätiger Architekt:innen sowie Stadtplaner:innen. Überdurchschnittliche berufliche Qualifikation ist Voraussetzung, um als Mitglied berufen zu werden. Zahlreiche Mitglieder haben Architekturpreise erworben, viele sind als Hochschullehrende tätig. Persönlichkeiten aus anderen Berufen, die sich für die Qualität der Planungs- und Baukultur einsetzen, können als außerordentliche Mitglieder aufgenommen werden. Bundesweit hat der BDA etwa 4.500, in Baden-Württemberg etwa 900 Mitglieder. Der BDA wurde vor 1903 gegründet. Wichtiges Ziel war schon damals, Architekturqualität gegenüber rein ökonomischen Interessen durchzusetzen. Sie zu fordern und zu fördern ist seither für die BDA-Mitglieder in 15 Baden-Württembergischen Kreisgruppen Beweggrund, sich beruflich und ehrenamtlich für die Qualität der gebauten Umwelt einzusetzen.